Mit Reto Hunziker und Nicolas Schwander beenden zwei «Oberentfelder Faustball-Urgesteine» ihre Aktiv-Karrieren
Sonntagmittag in der Turnhalle in Diepoldsau. Im Bronzespiel zwischen Oberentfelden und Widnau verwandelt Abwehrspieler Jan Wolfensberger den Matchball. Die Oberentfelder Mannschaft rennt zu ihm, feiert die Medaille. Ein paar Meter daneben stehen Reto Hunziker und Nicolas Schwander. Auch sie liegen sich in den Armen. Auch sie freuen sich über die Medaille. Aber für sie ist dieser Moment noch aus einem anderen Grund ganz besonders. Es ist der Moment, in dem sie ihre Faustball-Karriere auf höchstem Niveau beenden. Gemeinsam. Als beste Freunde, die sich erst durchs Faustball kennengelernt haben.
Über den Sport hinaus
2007 war es, als sie sich das erste Mal begegnet sind. Nicolas Schwander, der einst in Safenwil im Verein seines Vaters das Faustballspielen erlernt hatte, spielte zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahren für die erste Mannschaft des im Jahr 2000 gegründeten Vereins Faustballcenter STV Oberentfelden. Reto Hunziker stiess vom Nachbarsverein Schlossrued dazu. Der ehemalige Kunstturner hatte den Faustballsport erst wenige Jahre zuvor für sich entdeckt.
«Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Zuerst primär auf dem Spielfeld, aber dann auch schon bald daneben», so Schwander. Über die Jahre entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden, die weit über den Sport hinausgeht. So hat Nicolas Schwander beispielsweise tatkräftig mitangepackt, als Hunziker sein Eigenheim gebaut hat. Und er war auch Trauzeuge bei der Hochzeit der «Hunzikers» im letzten Herbst. «Wir ticken sehr ähnlich. Wir sind beide ehrgeizig und fleissig und ich weiss, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Er ist immer da, wenn man ihn braucht – das ist enorm viel wert», sagt Reto Hunziker über Nicolas Schwander.
Gemischte Gefühle zum Schluss
Auch auf dem Faustballplatz haben die beiden viel miteinander erlebt und schöne Erfolge gefeiert. In den ersten gemeinsamen Jahren in der Nationalliga A war das allerdings noch nicht der Fall. Damals war Oberentfelden eine solide Mittelfeld-Mannschaft ohne Chance gegen die Besten des Landes. Das änderte sich. Gemeinsam holten sich die beiden 2019 den Vize-Schweizer-Meistertitel in der Halle und gewannen im letzten Jahr den Schweizer Cup.
Bei den drei Schweizer Meistertiteln, die Reto Hunziker mit Oberentfelden gewann, war Schwander nicht mit dabei. In dieser Zeit spielte er in der Nationalliga B Equipe des Vereins. Umso spezieller war nun der Abschied, bei dem die beiden wieder gemeinsam auf dem Feld standen und noch eine weitere gemeinsame Medaille holen konnten. «Es war ein ganz besonderes Spiel für mich. Als wir 3:2 in den Sätzen geführt hatten, sagte Schwandi beim Seitenwechsel zu mir ‘oise letschti satz, de machemer jetzt no’. Als wir das dann tatsächlich geschafft hatten, war das ein sehr emotionaler Moment.» Hunziker, der 16 Jahre für die erste Mannschaft spielte, zehn davon als Captain, wusste am Ende nicht, ob er sich freuen soll. «Ich war froh, dass wir die Medaille gewonnen haben, aber irgendwie auch traurig, weil es jetzt endgültig vorbei ist», beschreibt er.
Engagement für den Nachwuchs
Endgültig vorbei trifft aber nur auf die Aktiv-Karrieren von Schwander und Hunziker zu. Ihrem Verein bleiben sie weiterhin treu. Und damit auch dem Faustballsport. Seit vier Jahren kümmern sie sich gemeinsam um den Faustball-Nachwuchs in Oberentfelden und werden das auch weiterhin tun. Zwei Mal pro Woche leiten sie ein Training und begleiten die Teams an die Meisterschaftsrunden. «Wir wollen einen Beitrag leisten, dass wir wieder neue, junge Spielerinnen und Spieler haben im Verein», sagt Nicolas Schwander, der gemeinsam mit Hunziker in der «Oldie Mannschaft» der Oberentfelder künftig noch das eine oder andere Plauschturnier bestreiten wird.
Über das Engagement der beiden ist man im Verein sehr dankbar. «Sie haben als Spieler enorm viel für das Faustballcenter geleistet. Aber auch neben dem Spielfeld reissen sie viel an und helfen immer tatkräftig mit. Das ist enorm wertvoll für uns. Genauso wie die Arbeit, welche die beiden gemeinsam für unseren Nachwuchs leisten», sagt Vereinspräsident Michael Suter.